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Namensherleitung

Geologie

Entstehung des Murr-gewässer-Systems

Talmäander

Murr-Korrekturen

Wasserqualität der Murr

Hochwasser 1990

Jahrhundert-Hochwasser Januar 2011 

 

 

Die Flussgeschichte der Murr 

 

Die Murr, die bei der Ortschaft Vorderwestermurr in 455 m ü. NN im Murrhardter Wald entspringt, ist mit ihrer Laufstrecke von gerade einmal 54,5 km eher ein Kleinstfluss im Vergleich mit anderen süddeutschen Flüssen.

Die Murr hat mit ihren Zuflüssen im Verlauf der Erdgeschichte unseren Raum nachhaltig geprägt und geformt. Es ist schlecht vorstellbar, dass das Gewässersystem der „Ur- Murr“ in den vergangenen 60 Millionen Jahren ca. 1.000 m mächtige Gesteinsschichten abgetragen haben soll.

 

Namensherleitung

Der Name „Murr“ kann vom keltischen „Murra“, indogermanisch „Mursa“, abgeleitet werden. Dies bedeutet in etwa „unreines, modriges" Gewässer. In einer früheren Publikation wird auch von einem „schlammigen“ Fluss gesprochen. Wissenschaftlich betrachtet ist der Vergleich mit Namen wie Mure, Murnau, Murg usw. nicht weiter vertretbar!

 

           Murrquelle bei Vorderwestermurr

  

           Murrquelle bei Vorderwestermurr

   

 

 

Geologie

Die für unseren Raum wichtigen Gesteinspakete entstanden vor allem als Meeresablagerungen in der Muschelkalkzeit und den teils marinen und vor allem festländischen Ablagerungen in der Keuperzeit. Der Beginn der Muschelkalkzeit mit der ältesten Formation, dem Unteren Muschelkalk, liegt 243 Millionen Jahre zurück. In einem sich anschließenden Zeitraum von 100 Millionen Jahren wurden bis zum Ende der Jurazeit, vor 142 Millionen Jahren, annähernd 1.300 m mächtige Gesteinsschichten abgelagert. Für diejenigen, die sich mit der Entstehung der Oberflächenformen der Erde (der Geomorphologie) beschäftigen, ist die jüngste Erdgeschichte (Tertiär und Quartär) von besonderem Interesse. Das Tertiär begann vor etwa 65 Millionen Jahren. Wenn man davon ausgeht, dass sich ein Fluss seit dieser Zeit pro Jahrzehnt um 1 mm eingeschnitten hat, dann müsste sein Tal heute - rein rechnerisch - 6.500 m tief sein.

 

Die Entstehung des Murrgewässer-Systems

Die Theorie der Plattentektonik erklärt die Entstehung von Gebirgen, Grabenbrüchen, Ozeanen, Vulkanen und Erdbeben durch die Bewegung von kontinentalen und ozeanischen Platten. Als Folge der Kollision der afrikanischen und der europäischen Platte begann am Übergang von der Kreide- zur Tertiärzeit die Auffaltung der Alpen, die auch heute noch andauert. Im Zusammenhang mit der Alpenauffaltung wurde der gesamte süddeutsche Raum nachhaltig geformt. Entlang einer uralten Schwächezone, die im Grundgebirge angelegt war, erfolgte eine in Nord-Süd-Richtung verlaufende Aufwölbung. Im Zentrum der Aufwölbung brach im Tertiär (im Eozän und Oligozän vor 40 Millionen Jahren) der Oberrheingraben ein. Bei gleichzeitiger Hebung der Randbereiche mit den aufgelagerten Gesteinsschichten ist die Erdkruste im Aufwölbungszentrum 3.000 bis 4.500 m tief eingebrochen. Die Absenkungen im Oberrheingraben belaufen sich heute noch auf 0,2 bis 0,7 mm im Jahr und die Grabenränder entfernen sich um ca. 0,5 mm im Jahr (5.000 m in 10 Millionen Jahren!).

Das auf der Weißjuraschicht angelegte Gewässersystem folgte in seiner Fließrichtung den nach Osten und Südosten abfallenden Schichtflächen über das Donau-Fluss-System zum damaligen Molassemeer. Durch den Einbruch des Oberrheingrabens richtete sich nun das gesamte Entwässerungs- und Abtragungssystem auf die tiefere Erosionsbasis des Rheins aus. Das Donau-Fluss-System verlor zunehmend an Einzugsgebiet. Die Rheinzuflüsse schnitten sich seitdem rückwärts in das Schichtpaket ein und formten so in den vergangenen 20 Millionen Jahren das Südwestdeutsche Schichtstufenland.

Die Entwicklung der mitteleuropäischen Talsysteme lässt sich nur bis ins oberste Tertiär (vor 65 Mio. J.) zurückverfolgen. Unter den klimatischen Verhältnissen des Tertiärs erfolgte noch keine starke Flusseintiefung, eher eine flächenhafte Abtragung mit Flachmuldentälern als vorherrschendem Landschaftstyp. Erst mit einem Klimaumschwung an der Wende Tertiär/Quartär (vor 2 Mio. J.) mit höheren Niederschlagsmengen, verbunden mit dem verstärkten Einsinken des Oberrheingrabens, setzte eine verstärkte Tiefenerosion mit kräftiger Zertalung alter Flächensysteme ein. Zusätzlich wurde durch das sogenannte Bodenfließen in den Eiszeiten die Abtragung an Talhängen und Böschungen beschleunigt.

Im Verlaufe des jüngeren Miozäns (vor 12 Mio. J.) und vor allem des Pliozäns (vor 10 bis vor 2 Mio. J.) haben Main und Neckar in ihrem Hinterland große Gebiete durch das Anzapfen des Donau-Fluss-System erobert. Der kräftig sinkende Oberrheingraben veranlasste die beiden Flüsse zu energischer Talvertiefung und rückschreitender Erosion. An der Wende Pliozän/Pleistozän (vor 2 Mio. J.) erfolgte die Flussanzapfung des oberen Neckartals durch das Rhein-System. Legt man die seitherige Abtragungs- und Anzapfungsgeschwindigkeit der Rheinzuflüsse zugrunde, dann dürfte spätestens in 20 Millionen Jahren die Schwäbische Alb bis zur Donau abgetragen sein. Die Donau wird dann zwischen Ulm und Regensburg vom rheinischen Fluss-System erobert sein und in Richtung Nordsee entwässern.

Obwohl die Flüsse Neckar, Rems, Murr, Lauter, Kocher, Bühler und Jagst zum Rhein ablaufen, sind sie Zeugen der ehemaligen Entwässerung nach Südosten, da sie in ihrem heutigen Mittel- und Oberlauf nach Südosten ausgerichtete Täler zeigen. Alle diese Flüsse wurden durch Flussanzapfungen, ausgehend vom Rhein mit seinen Nebenflüssen, dem Donau-System weggenommen.

Das Gewässernetz von Murr, Rems und Kocher ist auf der ursprünglich vorhandenen Juraschicht angelegt worden. Durch die Abtragung hat sich dieses Gewässernetz mehr oder weniger in die darunterliegenden Schichten eingraviert, es ist sozusagen „durchgepaust“ worden. Quellfluss der "Ur-Murr" könnte die Lauter gewesen sein. Im Tertiär erfolgte der Abfluss der „Ur-Murr“ durch das obere Murrtal über die Schanze, die damals den Talboden bildete, zur Rot. Über den Kocher, der in die Brenz mündete, gelangte das Murrwasser über die Donau nach Südosten ins Molassemeer.

      

           Entwässerungsrichtungen im Mittelmiozän (vor ca. 15 Mio. Jahren)

 

           Entwässerungsrichtungen heute

 

Durch die Flussanzapfungen des Rhein-Systems vom Mittleren Miozän (vor ca. 14 Mio. Jahren) bis zum Pliozän (vor ca. 2 Mio. Jahren) hat sich die Entwässerungsrichtung geradezu umgekehrt: Murr und Rems entwässern nun über den Neckar zum Rhein. Das Murrwasser fließt seit diesem Zeitraum in die Nordsee ab. Auch der Kocher mit seinen Nebenflüssen fließt jetzt in entgegengesetzter Richtung nach Norden und entwässert genauso über den Neckar und Rhein in die Nordsee.

Um Flussanzapfungen erkunden zu können, bietet das Murrtal auf kürzester Strecke verschiedene Beispiele für derartige Vorgänge an. Die mit einem "unnatürlichen" Winkel in die Murr mündenden Bäche wie Lauter, Fischbach, Haselbach, Harbach, Trauzenbach, Eschelbach oder Hörschbach zeigen die alte, vom Schichtfallen vorgegebene Fließrichtung in südöstliche Richtung an. Geradezu typisch für eine Flussanzapfung ist der markante „Murrknick“ bei Fornsbach, wo der aus Südwesten kommende Oberlauf der Murr mit einem scharfen Knick nach Nordwesten umgelenkt wird. 

              

           Oberes Murrtal bei Fornsbach (Blick nach Westen in Richtung Murrhardt).

   

           Blick vom Juxkopf nach SO ins Lauter- und Murrtal  (im Vordergrund  Jux, im  Hintergrund                Sulzbach)      

   

Die Talmäander der Murr

Zwischen Fornsbach und Zell fließt die Murr im Unteren Keuper in einem relativ breiten Tal. Die weichen Keuperschichten hat der Fluss flächenmäßig abgetragen, so dass in diesem Flussab-schnitt ein Muldental entstanden ist. Mit dem Erreichen des Oberen Muschelkalks bei Zell ändert sich das Talprofil der Murr. Mit dem Einschneiden in das harte Muschelkalkgestein wird die Murr gezwungen, Flussschlingen auszubilden, die man als Talmäander bezeichnet. Infolge der höheren Fließgeschwindigkeit an der Außenseite einer Flusskrümmung wird dort Erd- und Gesteinsmaterial abgetragen. Darüber liegendes Material bricht nach, es entsteht ein steiler Prallhang. An der Innenseite der Flusskrümmung ist die Fließgeschwindigkeit geringer. Das vom Wasser mitgeführte Schwemmmaterial (Sand, Kies) lagert sich dort ab und bildet einen flachen Gleithang aus. Prall- und Gleithang liegen sich immer gegenüber.

Die Abfolge von Prall- und Gleithängen bestimmen das reizvolle Stadtbild Backnangs: auf dem steilen Prallhang des Burgberges wurden Kirche und Schloss errichtet, während die eigentliche Stadt auf dem zur Murr hin flach abfallenden Gleithang erbaut wurde. Die Brücken (Sulzbacher-, Aspacher- und Etzwiesen-Brücke) befinden sich in optimaler Lage am Übergang zwischen Prall- und Gleithang. Die flachen Gleithänge waren im Zeitraum der Industrialisierung wertvolles Bauland für die expandierenden Industriebetriebe (Lederfabriken, Maschinenbau). Die Prallhänge dagegen sind bevorzugte Wohnlagen, vor allem dann, wenn sie nach Süden exponiert sind. Einziger Nachteil dieser Topographie ist das unruhige Relief, das vielerlei Planungsprobleme für die Verkehrsführung bereitet.

 

           Prall- und Gleithänge prägen das Stadtbild von Backnang

 

Der meiner Meinung nach schönste Abschnitt des Murrtales befindet sich zwischen Murrtal-viadukt und Kirchberg. In einem weitgehend naturbelassenen Tal fließt die Murr in Talmäandern, deren Prallhänge vom Klebwald bestockt sind.

 

          Mittleres Murrtal mit Prall- und Gleithängen, im Hintergrund ist Burgstall zu sehen.

 

Der Klebwald stellt in diesem Abschnitt ein einzigartiges Biotop dar, das durch die Artenvielfalt seiner Flora unbedingt geschützt werden muss. Herr Dr. Schwegler hat beim 29. Altstadt-stammtisch im September 1985 über die Klebwälder um Backnang referiert und bereits damals darauf hingewiesen, dass es sich beim Klebwald um eine "naturnahe Pflanzengesellschaft von sehr geringer Verbreitung" handelt, den man "praktisch nur im Muschelkalkgebiet des mittleren Neckarraumes findet". 

 

                                           Lichtdurchfluteter Klebwald im Frühling im Maubachtal

                                           mit üppiger Krautschicht am Boden.  

                                           

Der Unterlauf der Murr zeigt uns ein breites Muldental, in dem die Murr freie Mäanderschlingen bildet, die man als Wiesenmäander bezeichnet. Das Gefälle ist merklich geringer geworden, die Murr fließt nur noch träge in Richtung Neckarmündung. Die begleitenden Talflanken nehmen an Höhe deutlich ab, so dass der Eindruck einer flachen Hügellandschaft entsteht. Mit einer letzten Besonderheit endet die Murr bei der Einmündung in den Neckar: sie mündet entgegen der Fließrichtung des Neckars in diesen ein. Diese gegenläufige Mündungsrichtung ist vermutlich damit zu erklären, dass die Murr in diesem Abschnitt in einer ehemaligen Flussschlinge des Neckars verläuft.

   

           Das untere Murrtal bei Steinheim – ein Muldental

  

Die Murrkorrekturen

 "Die Murr - ein schicksalhafter Fluss" so lautete die Überschrift in der 6. Heimatbeilage der Backnanger Kreiszeitung aus dem Jahr 1978. Immer wieder wird in den Chroniken über verheerende Überschwemmungen im Murrtal und im Backnanger Stadtgebiet berichtet. Besonders häufig waren die Murrhochwasser in den Wintermonaten und während der Schneeschmelze im Frühjahr.

Einige Auszüge aus der Chronik der Stadt Backnang:

1819:  Fast vollständige Zerstörung der Aspacher Brücke durch Hochwasser (25. Juli).

1870:  Furchtbare Überschwemmungen.

1882:  Die Überschwemmung vom 26. Dezember übertraf noch die vom  22. November,  ab 29.             Dezember: 3 Tage Hochwasser.

1890:  Ein Hochwasser, wie man es hier seit Januar 1862 und bei dem großen Eisgang am             Neujahrstag 1880 nicht mehr erlebte, stellte sich am 24.11. ein.

1893:  31. Januar: innerhalb von 24 Stunden steigt das Thermometer von - 10°C auf + 22°C,             nach ergiebigem Regen kommt es zu einem Eisgang mit Hochwasser, der zu hohen             Sachschäden führt.

1900:  Das Jahr endet so, wie es begonnen hat: Die Murr führt wieder Hochwasser. Die             Bewohner der unteren Stadt bergen ihre Kellervorräte und räumen ihre Wohnungen,             Werkstätten und Stallungen.

Da die Hochwassersituation für die Stadt immer unerträglicher wurde, begann man mit der Planung einer "Korrektion" der Murr im Backnanger Stadtgebiet. Aus einem Gemeinderats-protokoll vom 6. Juli 1896 geht hervor, dass die erste Murrkorrektur in Backnang auf einer Länge von 3,5 km genehmigt worden war. Die Arbeiten, die von 1896 bis 1904 durchgeführt wurden, waren mit 78.000 Mark veranschlagt. Die Hälfte der Kosten wurde vom Königreich Württemberg als Staatsbeitrag übernommen. Die Angrenzer wurden mehr oder weniger gezwungen, sich an den Korrekturmaßnahmen durch Geld oder durch Abtretung von Grund und Boden zu beteiligen. Zunächst wurden 1896/97 die Korrekturarbeiten unterhalb des Biegel-Wehres bis zur Unteren Fabrik durchgeführt. Mit den Korrekturarbeiten zwischen der Bleichwiese und dem Biegel-Wehr im Jahr 1904, fand die erste Murrkorrektur in Backnang ihren Abschluss. Die Verbreiterung und Begradigung des Flusslaufes und der Bau einer Stahlbetonmauer entlang der Talstraße, zeigen auch heute noch das Ergebnis dieser Korrektur.

Wegen geplanter Korrekturen der Murr zwischen Murrhardt und Oppenweiler (1898/1900 Begradigung der Murrufer zwischen Ellenweiler und der Rüflensmühle, 1908 bis 1910 die Strecke Rüflensmühle - Zell), mussten sich die Backnanger mit den Korrekturmaßnahmen im Stadtgebiet beeilen. Es war damals schon klar erkannt worden, dass die Begradigung der Murr oberhalb von Backnang zu einer Verschärfung der Hochwassersituation in Backnang führen würde, wenn nicht für einen raschen Abfluss des Murrwassers im Stadtgebiet durch entsprechende Korrekturmaßnahmen gesorgt worden wäre.

Trotz der Berechnungen der zuständigen Stellen, denen die Ausmaße des größten Hochwassers vom Februar 1893 zugrunde lagen, überschwemmte die Murr das Tal und die Stadt Backnang auch nach der ersten Murrkorrektur in den Jahren 1912, 1914, 1919, 1924 und 1932. Am 9. September 1912 führte die Murr als Folge langanhaltender Niederschläge solche Wassermengen talabwärts, dass die im Jahr zuvor fertiggestellte Aspacher Brücke 80 cm hoch überschwemmt wurde und sich ein verheerender Rückstau bildete. Die Bewohner der unteren Stadtteile mussten ihre Wohnungen und Geschäfte räumen. Der Betrieb in Gerbereien und Fabriken kam zum Erliegen. Der Verkehr über die Brücken war unterbrochen. Das ganze Murrtal glich wieder einmal einem großen See. Das Wasser überflutete die Grabenstraße und die Schillerstraße. Ein 3jähriges Kind aus Backnang wurde von den Fluten erfasst und kam dabei ums Leben. Sehr schwer wurden die Gerber betroffen, die ihre Häute in der Murr hängen hatten, und diese anschließend bis nach Burgstall suchen bzw. dort abholen mussten.

Nachdem Hochwasserkatastrophen in den 20iger und 30iger Jahren schwere Schäden verursachten, waren weitere Maßnahmen, die Murr zu bändigen, dringend erforderlich. So wurde vom Reichsarbeitsdienst 1933/34 der Bereich der Oberen Walke kanalähnlich begradigt und der Murr damit ein vollständig neues Aussehen gegeben (zweite Murrkorrektur).

In den Jahren 1952, 1954 und 1955 führten weitere Überschwemmungen der Murr im Backnanger Stadtgebiet zu erheblichen Schäden. Eine erneute Korrektur des Flusses war unumgänglich. Am 12. April 1956 begann die dritte und größte Murrkorrektur im Backnanger Stadtgebiet. Die Korrekturarbeiten erstreckten sich vom Wehr beim Biegel bis nach Neuschöntal, um die Stadt für immer hochwasserfrei zu machen. Bis zur Fertigstellung im Mai 1959 wurden auf einer Strecke von 2,3 km 65.000 cbm Erde bewegt. Die Arbeiten wurden immer wieder durch Hochwasser beeinträchtigt. Die tiefer gelegte Flusssohle wird wegen der starken Erosionskraft der Murr auf Zementunterlage durchgehend gepflastert. Der für die Korrektur angesetzte Kostenvoranschlag mit 1,45 Millionen DM wird nur deshalb unwesentlich überschritten, weil ein Murrsteg in den Etzwiesen und eine Stützmauer außerplanmäßig errichtet werden müssen.

Seit dieser dritten und größten Murrkorrektur ist Backnang von Überschwemmungen, wie sie früher an der Tagesordnung waren, bis zum Januar 2011 weitgehend verschont geblieben. Durch die letzte Murrkorrektur fließt das Murrwasser jetzt schneller ab, allerdings mit den Folgen, dass es im Unterlauf der Murr (z. B. in Kirchberg) nach wie vor zu Überschwemmungen kommt.

 

 

Die Wasserqualität der Murr

Die Wasserqualität der Murr hat sich seit 1970, als bei einer Murrbegehung festgestellt wurde, dass die Murr als totes Gewässer bezeichnet werden musste, erfreulich verbessert. Wasseruntersuchungen, die 1998 und 1999 oberhalb der Krähenbacheinmündung  (beim Murrtalviadukt) durch Schüler des Max-Born-Gymnasiums durchgeführt wurden, haben eine gute bis befriedigende Wasserqualität ergeben.

Immer wieder wird in Zeitungsberichten und Publikationen berichtet, dass das "weiche" und deshalb besonders geeignete Murrwasser für die Backnanger Gerber und die Lederindustrie ein wichtiger Standortfaktor gewesen wäre. Dazu muss gesagt werden, dass bereits am Murr-Ursprung in Vorderwestermurr Härtegrade von über 16 gemessen wurden. Bei Murrhardt wurden 18 Härtegrade und beim Murrtalviadukt in Backnang über 20 Härtegrade ermittelt. Aus diesem Grund ist das Murrwasser alles andere als ein "weiches" Flusswasser, das zudem häufig von mitgeführten Schlammpartikeln getrübt wird, wenn es im Schwäbischen Wald zu Regenfällen kommt  (siehe Namensherleitung).   

Für die Entstehung des Backnanger Gerbereihandwerks war eher die Tatsache ausschlaggebend, dass im Backnanger Stadtgebiet durch den Murrbogen beim Biegel beste Voraussetzungen zum Weichen der Tierhäute gegeben waren. Die Lederindustrie, die später weitaus mehr Wasser für die Lederproduktion benötigte, bezog das Wasser teilweise aus eigenen Tiefbrunnen und auch aus dem Wasserzukauf von der Stadt. Vor allem das aus den Schichten des Muschelkalks stammende Tiefbrunnenwasser wies dementsprechend hohe Härtegrade auf.  

 

Vortrag beim 109. Altstadtstammtisch des Heimat- und Kunstvereins am 17. Oktober 2000 im Helferhaus in Backnang.

Zuletzt aktualisiert am 25.10.2015.

 

 

 

 

 Murr-Hochwasser Februar 1990

           Hochwasser beim Schützenhaus Zell (Februar 1990)

  

           Wehr an der Bleichwiese (Februar 1990)

 

           Wehr an der Talstraße beim Biegel (Februar 1990)

 

           Aspacher Brücke und Straße Am Kalten Wasser (Februar 1990)

 

           Nach dem Hochwasser: Hochwassermarken an der Talstraße (Februar 1990)

 

 

          „Jahrhunderthochwasser“ vom 13. Januar 2011

  

           Blick von der Eduard-Breuninger-Straße zur Aspacher Brücke

 

 

           In der Grabenstraße

 

           Landunter in der Schillerstraße

 

           Das Wehr an der Bleichwiese

  

           Gegenüber der Bleichwiese

  

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